Die Hortensiensammlung rund um Schloss Moyland

Schon immer war es das Privileg des Adels und der Nobilitäten anhand eines Schlossparks den eigenen Reichtum zur Schau zur stellen sowie sich selbst eine Oase der Schönheit zu halten. Hier gilt seit der Einführung aus Asien im 18. Jahrhundert auch die Hortensie als anmutiges und beeindruckendes Gehölz, das der Bereicherung eines solchen Anwesens mehr als würdig ist. Sie symbolisiert seit jeher Schönheit, Bewunderung, sogar Hochachtung, aber auch Eitelkeit.

So schmückt sich auch die historische Schlossanlage Moyland am Niederrhein mit über 470 unterschiedlichen Hortensiensorten - teilweise historische, aber auch neue Züchtungen. Hier findet sich die wohl älteste Hortensie, die in Europa vertreten ist. Die Hydrangea macrophylla 'Otaksa' soll 1829 aus Japan eingeführt und nach der japanischen Geliebten des Finders Philipp Franz von Siebold benannt worden sein. Seit neuestem kann der Schlosspark auch eine nach ihm benannte Züchtung, die Hydrangea macrophylla 'Schloss Moyland', vorweisen. Der von Skulpturen und barocken Gartenelementen durchzogene Park begeistert den ganzen Sommer hindurch mit einer beeindruckenden Blütenfülle.

Bereits im Eingangsbereich bekommt man einen vagen Eindruck von den bezaubernden Pflanzen, die den Besucher erwarten. Der Weg ist gesäumt von einer Prachtrabatte mit Bauern-, Berg- und Kletterhortensien auf der linken sowie erstaunlich großen Kübeln mit Rispenhortensien von fantastischem Ausmaß auf der rechten Seite. Die unzähligen riesigen Rispen dieser Gehölze laden zum Verweilen und Staunen ein. Zudem ist die Luft erfüllt von dem betörenden Duft der fertilen Blüten, mit denen die ein oder andere Rispenhortensie lockt. Sowohl mit der anmutigen Schönheit und Größe der Blüten als auch mit dem Schwirren und Brummen der vom Wohlgeruch angelockten Schmetterlinge und Insekten statuiert die Natur wieder einmal ein Exempel.

Nun ist der Besucher erwärmt und vorbereitet auf die Pracht, die jetzt eigentlich erst folgt. Der lange Weg zur der mittelalterlichen Wasserburg wird eröffnet von den Skulpturen des Hirschpaares von Hans Karl Burgeff und schenkt den Blick auf Hortensienkübel gigantischen Ausmaßes und von einer herrlichen Farbmischung. Hier finden sich u. a. Bauern- oder Tellerhortensien wie Hydrangea macrophylla Hovaria Hobergine und Sweet Fantasy, Hydrangea macrophylla Frisbee Pink, Hydrangea macrophylla Schöne Bautznerin, Hydrangea macrophylla Magical Amethyst, Hydrangea macrophylla Dark Angel und Red Angel, die den Weg entlang grüner Rasenflächen zieren und direkt auf das Schloss zuzulaufen scheinen. Selbst in den heißen Sommermonaten ist man hier dank der schattenspendenden Bäume nicht unangenehmen Temperaturen ausgesetzt und kann das Spiel von Sonne und Schatten auf Blättern, Blüten und Wegen genießen. Rechts und links dieses Weges können den Betrachter Bauern- und Tellerhortensien in großer Sorten- und Farbvielfalt geradezu in Erstaunen versetzen. Es scheint, als sei keine einzige Hortensie vergessen. Liebevolle Namen wie Hydrangea macrophylla 'Sonntagskind', 'Mein Liebling' oder 'Magical Amore', anheiternde Titel etwa so 'Caipirinha' oder 'Champagner', aber auch fantastische Bezeichnungen aus alter Zeit wie Hydrangea macrophylla 'Atlantica', 'Lancelot' oder 'Cleopatra' sorgen dabei für zusätzliche Unterhaltung. Immer wieder begegnen den Besuchern Statuen, die bewusst Kunst mit der Natürlichkeit verbinden. Zeitgenössische Künstler wie u. a. Joseph Jaekel, Kubach-Wilmsen, U We Claus, Hans Karl Burgeff, James Lee Byars, Eduardo Chillida, Gerhard Marcks und Holger Runge haben die Parkanlage mit ihren Werken mehr als bereichert.

Wählt der Hortensienliebhaber den Weg rechtsseits des Schlosses, so eröffnen sich bezaubernde Blicke auf Hortensien, die ihre einzigartige Couleur im Schatten der hohen Nadel- und Laubbäume zur Schau stellen. Hier finden sich auch Hydrangea wie die der Magicalserie, die ihre Färbung innerhalb der Blühsaison verändern. Im weiteren Verlauf trift man auf eine fast schon verwunschene Lichtung, auf der sich Bauernhortensien in geschmackvoller Farbkomposition inszenieren. Am Ufer tummeln sich Tellerhortensien, die als Farbtupfer im lichten Gehölz auffällig werden. Der historische Baumbestand im Landschaftspark wird immer wieder umspielt von Hortensien intensiver Leuchtkraft und von Skulpturen, die das Szenario malerisch vollenden. Im angrenzenden Laubmischwäldchen mit geschlossenem Blätterdach fühlt sich auch so manche Samt- und Waldhortensie wohl.

Ein Laubengang folgt nun und lenkt das Augenmerk wieder auf das Wesentliche, spendet Schatten und das urmenschliche Gefühl von Geborgenheit. Das halbschattige Ufer des Wassergrabens, das sich nun erschließt, bildet den perfekten Hintergrund für die pittoreske Bepflanzung mit großblütigen Schneeballhortensien wie der Hydrangea arborescens 'Annabell' oder 'Strong Annabell' in Verbindung mit blauen Bauernhortensien wie der Hydrangea macrophylla 'Early Blue' oder 'Baby Blue' bzw. blauen Tellerhortensien wie Hydrangea macrophylla 'Zorro'. Verweilt der Betrachter einen Moment und schaut sich um, so entdeckt er die im Wasser gold glänzende Skulptur 'The Spinning Oracle of Delphi' des Künstlers James Lee Byars. Dieser Ort scheint schon fast übernatürlich schön und lädt zum Sinnieren ein.

Hat man sich losgerissen, so sind als Tor zur Wald- und Wiesenpartie des Parks Rabatten mit Hüllblatt-, Schneeball- und Bauernhortensien sichtbar. Nun kann der Passant den Weg um den hinteren Teil des Schlosses nehmen und sich auf die imposante Schlossanlage konzentrieren. Entlang des Weges sind wieder Skulpturen wie 'Petrusstuhl und Weg', 'Großes Pferd', 'Blauer Stelzengänger' oder 'Der Friede' zu entdecken. Am Ende des Weges um das Schloss herum findet sich noch eine Prachtrabatte mit zahlreichen Rispen-, Teller- und Bauernhortensien, die in der strahlenden Sonne pink und weiß leuchten und ihren betörenden Duft verströmen.

Am Ende des Tages kann der Hortensienliebhaber über 470 unterschiedliche Hortensiensorten bei insgesamt mehr als 2000 Pflanzen, das Schloss im neugotischen Stil in seiner vollen Pracht sowie fast 60 Kunstwerke bewundern. Hinzu kommen Schmetterlinge, Insekten und Vögel, die das alles wunderbar beleben. In der integrierten Gastronomie darf man mit Blick auf das Ganze alles Gesehene und Erlebte revuepassieren lassen und den gelungenen Besuch des Schloss Moyland bei einem kühlen Getränk, einer guten Tasse Kaffee oder einer kleinen kulinarischen Stärkung ausklingen lassen.

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